Die alte Kirche
Die alte Kirche "St. Gertrud", welche im Sommer 1887 der heutigen Kirche Platz machen mußte, war aller Wahrscheinlichkeit im 10. Jahrjundert, vielleicht zur Zeit Kaiser Ottos des Großen gegründet wurden. Sie war ein einfacher, schmuck- und stilloser Bruchsteinbau mit Ziegeldach von 25,5 m Länge und 11 m Breite.
Vor ihrem Abriß hatte sie, ausgenommen ihrem uralten, romanischen Turmes fast nichts, was nachweisbar dem Mittelalter zuzuordnen war. Während des über 900-jährigen Bestehens hat die Kirche mancherlei Veränderungen erfahren, die letzte bedeutendere im Jahre 1822. Bis dahin hatte der Grundriß die Gestalt eines Kreuzes. Da das Querschiff sehr baufällig war, wurde es in diesem Jahre abgetragen und der Bau behielt seine Form bis zum völligen Abriß.
So wie das Äußere des Gotteshauses nichts Besonders zu bieten hatte, so schlicht und einfach war das Innere. Durch zwei sich gegenüber liegenden Haupteingängen in der Nord- und Südwand gelangte man in die Kirche hinein. Sie wurde von sieben großen und zwei kleinen Fenstern erleuchtet. Der Fußboden bestand aus unbehauenen Steinplatten beliebiger Form und trug drei Reihen Sitzbänke für die Frauen, sowie rechts und links vom Altar diejenigen für den Gemeindekirchenrat und die kirchliche Gemeindevertretung. Ringsherum, mit Ausnahme des Ostgiebels, standen Emporen mit den Sitzplätzen für die Männer. Davon abgeteilt war der Patronatsstuhl an der Nordwand mit besonderen Aufgang und der Stuhl für die Beamten des Rittergutes. Gegenüber waren die Plätze für Pfarre, Mühle und Bergwerk ebenfalls mit gesonderten Eingang. Auf der westlichen Empore befand sich eine ziemlich umfangreiche Orgel. Außerdem war noch Platz für 30 - 40 Schulkinder.
Der alte 19 m hohe Kirchturm hatte quadratischen Grundriß von 6,5 m Seitenlänge und ein mit Hohlziegel gedecktes Walmdach. Im unteren Turmgeschoß standen die Bälge der Orgel und im oberen der Glockenstuhl mit 3 Glocken von 1,18 m, 0,97 m und 0,57 m Durchmesser. Die große Glocke trug folgende Inschrift: "Zur Zeit Herrn Bussovis Christopheri Rakery- Predigers- und der Kirchenvorsteher Peter Schröder und Hans Fingers ist diese Glocke umgegossen anno 1712 von Urban Meyer in Magdeburg." Benigna voluntas et larga manus perillustris et generosi Domini - Domini Johannis Friederici ab Alvensleben Reg. Boruss. et Duc. Brunsvic. Consiliarii intimi Haeredis Hundisb. et Neogattersleben hujus loci Patronus integro me restituit sono anno MDCCXII. (Das Wohlwollen und die freigebige Hand des sehr angesehenen und edlen Herrn - Herrn Johann Friedrich von Alvensleben, Geheimen Rats des Königs von Preußen und Herzogs von Braunschweig, Erbherrn von Hundisburg und Neugattersleben, Patrons dieses Orts, hat mich zu neuen Klange wiederhergestellt im Jahre 1712).
Auf der mittleren Glocke fand sich folgende Inschrift: "Ut deus est sanctus, sic sancta mente vocandus" (Wie Gott heilig ist, so ist er anzurufen mit heiligem Herzen). Adamus Martinus, Pfarrherr, Benedictus Meyer, Christian Pegau, Kirchenvorsteher, Heinrich Borstelmann- Magdeburg me fecit (goß mich) 1615. Die kleine Glocke war ohne Inschrift von schlanker Gestalt und sehr hohen Alter. Das Metall der beiden größeren Glocken ist mit zum Guß des neuen Geläutes verwandt, die kleine Glocke ist durch Kauf von dem Glockengießer in den Besitz des Schloßhauptmanns Werneralvo von Alvensleben übergegangen und ist im Schloß aufgehangen worden. Sie befindet sich noch heute im Uhrturm des Schlosses Neugattersleben.